Im Portrait
Langzeitarbeitslosigkeit
Schritt für Schritt in die Normalität
Sandra Merzig ist 34 Jahre alt und lebt allein. Nach dem Abitur hat sie Romanistik und Betriebswirtschaftslehre studiert. Während des Studiums erkrankte sie an einer Psychose. Lange Klinikaufenthalte waren die Folgen, viele Jahre lang war Sandra Merzig krankheitsbedingt arbeitsunfähig.
Ursachen für Arbeitslosigkeit
gibt es viele - die wenigsten
sieht man den Betroffenen an.
Aufgrund der psychischen Erkrankung ist Sandra Merzig sowohl psychisch als auch körperlich nicht stark belastbar. Es gelingt ihr nicht, Arbeit und Privates voneinander zu trennen und sie ist derzeit nicht in der Lage, Arbeiten über einen längeren Zeitraum auszuführen. Aufgrund ihrer Erkrankung hat sie auch schon über Jahre hinweg keinen Kontakt mehr zu ihrer Familie und lebt sehr isoliert.
Selbst kleine Erfolge brauchen viel Zeit
Sandra Merzig hat an einer Arbeitsgelegenheit teilgenommen und lernte dort wieder ihren Alltag zu strukturieren. Erfolge stellten sich allerdings nur langsam ein, immer wieder meldete sie sich krank, weil sie den Belastungen nicht standhielt. Aufgrund permanenter Motivationsgespräche und einer intensiven sozialpädagogischen Begleitung hat sich die Situation von Sandra Merzig aber deutlich verbessert, was sich auch auf ihre Gesundheit positiv auswirkte. Sie kann nun viele Tätigkeiten im hauswirtschaftlichen Bereich eigenständig erledigen.
Durch die Psychose arbeitet sie jedoch weiterhin stark verlangsamt und ist leistungsmäßig deutlich eingeschränkt. Den Anforderungen an den ersten Arbeitsmarkt wird Sandra Merzig (noch) nicht gerecht. Wegen ihrer immer noch deutlichen Leistungseinschränkungen wird sie in absehbarer Zeit keinen Arbeitgeber finden, der sie einstellt oder auch nur ein Praktikum ermöglicht.
Keine Perspektive ohne Anschlussförderung
Sandra Merzig bräuchte eine weitere Förderung, in der sie die Gelegenheit bekommt, ihre neu erworbenen Kenntnisse auch unter marktähnlichen Bedingungen anzuwenden. Ohne eine Anschlussförderung wird Sandra Merzig ihre neuen Kenntnisse vermutlich schnell wieder verlieren und kann die von vielen Arbeitgebern geforderte Praxiserfahrung nicht vorweisen.
Weil Arbeitsgelegenheiten zusätzlich sein und im öffentlichen Interesse liegen müssen, kann die eigentlich notwendige Erprobung unter realen Bedingungen in dieser Maßnahme nicht durchgeführt werden. Zudem ist wegen der massiven Mittelkürzungen fraglich, ob das Jobcenter überhaupt eine Anschlussförderung genehmigen kann. Bisher zahlte das Jobcenter für die sozialpädagogische Unterstützung von Sandra Merzig eine Maßnahmenpauschale von rund 300 Euro. Eine solche intensive Begleitung wäre mit der von der Regierung jetzt vorgesehenen Pauschale von 150 Euro nicht möglich gewesen.